Nostalgie wie in den 50er Jahren. Es ist soweit, schon seit Tagen geplant überrasche ich mein Schätzi mit unserem ersten richtigen Rendez-vous seit unsere Kleine auf der Welt ist. Meine Eltern sind als Babysitter vor Ort und wir brechen auf in die Dämmerung der nahenden, lauschig warmen Sommernacht.
Kurz darauf erreichen wir das Bell Areal in Basel. Bei der Einfahrt auf den grossen Parkplatz werden wir bereits von einer sympathischen Hostess erwartet und kurz über den Ablauf des Abends orientiert. Wir bekommen einige Gadgets in einem kleinen Geschenktäschchen "Lady Night", Antifaltencreme, Zahncreme, repairing conditioner & shampoo, Gesichtswaschcreme, Handcreme und eine Sonnencreme 50+, was will man mehr, denkt sich zumindest meine Liebste. Papi geht wieder einmal leer aus oder doch nicht? Plötzlich streckt uns die nette junge Dame noch zwei Getränkegutscheine unter die Nase, ist sogar noch ein kühles Stella für mich drin. Die Welt scheint wieder in Ordnung, es kann weiter gehen. Abschliessend bekommen wir noch zwei kleine Kärtchen mit Zahlen darauf für eine Gewinnspielauslosung während der Vorstellung. Die Überraschungen scheinen gar kein Ende zu nehmen.
Wir fahren nun auf den grossen Parkplatz und werden in die 2. Reihe, ziemlich in der Mitte der Leinwand von Herrschaften mit Poolnudeln als Abstandmesser eingewiesen. Wir kommen zum Stillstand, die Fahrzeuge sind versetzt zueinander aufgestellt, damit ein uneingeschränkter Blick auf die Leinwand möglich ist. Schätzi freut sich und ist begeistert über die Überraschung, welche absolut gelungen scheint. Kurz darauf kommt eine weitere Mitarbeiterin zu unserem Auto "Carwash", die junge Dame fragt uns ob Sie die Frontscheibe von Dreck und Staub für den uneingeschränkten Kinogenuss befreien soll. Wir lehnen dankend ab, da ich heute noch das Auto gewaschen habe. Dies habe sie sich noch halber gedacht, da der Autolack noch in den letzten abendlichen Sonnenstrahlen glitzert, meint sie als sie sich bereits zum nächsten Fahrzeug aufmacht. Nur wenige Minuten vergehen als wir erneut durchs offene Fenster freundlich gegrüsst werden. Dieses mal erhalten wir etwas zum Naschen. Grossartig!
Auf dem Areal ist für das leibliche Wohl gesorgt. Fish & Chips von Codfather, mit lecker knusprig frittiertem Kabeljau im Bierteig sowie den handgeschnittenen gut gewürzten Chips, vom Laien auch Pommesfrites genannt. Einen Glacé Stand von Swissmilk, frisches Popcorn und M & M's sowie eine Auswahl an kühlen Getränken können erworben werden. Das ganze mittels Coupons welche man kurz davor an der Kasse gekauft hat.
Der Ton wird übers Autoradio mittels UKW Frequenz 90.0 MHz für die Deutsche Version, sowie 92.8 MHz für die Englische Original Fassung übertragen. Als Dilettant war ich im Vorfeld etwas überfordert. Denn die Suche nach einer Anzeige mit UKW beim Autoradio war vergebens, das bekannte "FM" ist anscheinend das Gleiche, mit einer Frequenz zwischen 87.5 bis 108 MHz.
Der Film startet, When Harry met Sally, die legendäre Liebeskomödie mit Meg Ryan und Billy Crystal von 1989 flimmert über die grosse Leinwand.
Wir sitzen (liegend) im Auto und geniessen den Moment. Genug Proviant ist auch vorhanden, wir schlemmen uns von Fish & Chips, über Süsskram bis hin zu Popcorn und Salzigem. Die verschiedenen Dip's werden in der Mittelkonsole des Autos verstaut. Jetzt nur nicht kleckern, die ersten Popcorn verirren sich schon in die Spalte neben dem Sitz. Es wird Zeit den obersten Knopf der Hose zu öffnen. Nicht was ihr denkt! Überfressen aber glücklich geniessen wir den Film.
Langsam drückt auch das getrunkene Bier auf die Blase. Der Blick auf die blauen Toi Toi Häuschen ist jedoch alles Andere als sexy und ich verkneife mir den Toilettengang.
Schätzi ist im 7. Himmel, das kohlensäurehaltige gekühlte und heiss geliebte Cola Zero wird in Massen getrunken. Plötzlich aus heiterem Himmel ein röhrendes Geräusch vom Beifahrersitz, man könnte meinen ein Hirsch in der Brunft steht unmittelbar neben unserem Auto, aber nein, "Ladylike" rutscht ihr ein befreiendes Bäuerchen über die entspannten Lippen. Dies bei offenen Fenstern. Die umliegenden Autos erzittern erdbebenähnlich. Vor lauter Scham, stelle ich gleich den Sitz etwas runter. Erstaunte Blicke der anderen Kinobesucher erreichen unser Fahrzeug, und natürlich denken Alle "Ich" war das. Natürlich, wer auch sonst.
Geräuschlos beruhigt sich die Lage im Auto und wir konzentrieren uns wieder auf das Wesentliche. Meg gibt im Film als Sally ihr Bestes als Sie Billy alias Harry im Diner einen Orgasmus vortäuscht um dem naiven Kerl die Illusion vom nicht vorgespielten Höhepunkt endgültig zu nehmen. Mit lautem Gestöhne und wildem Haargewühle irritiert sie Billy und die anderen Gäste. Und die überraschte ältere Dame am Nebentisch möchte plötzlich das genau Gleiche bestellen was Sally auf dem Teller hat.
Endspurt, Meg kauft sich soeben den Weihnachtsbaum für das Fest der Liebe, zeitgleich stellt unser Radio ab. "Batterie leer", erste Bedenken zur anstehenden Heimreise kreuzen unsere Gedanken. Hätten wir doch das angebotene Kofferradio verwenden sollen um die Batterie zu schonen. Aber Vorausschauend habe ich natürlich das Überbrückungskabel im Kofferraum verstaut. Die letzten Filmsequenzen können wir zum Glück noch vom Nachbarsauto mithören und dann kommt auch schon der Filmabspann.
Die Spannung steigt, vielleicht springt der kleine Lance(r) ja trotzdem an. Gute Vorboten sicherlich dass das Licht der Scheinwerfer noch funktioniert, kurz die Plätze getauscht, Zündung an und der souveräne Japaner lässt uns nicht im Stich. Wahrscheinlich hat das Radio abgestellt um die Batterie zu entlasten.
Passend zum nahegelegenen Flughafen, lotsen uns die Herrschaften mit Ihren orangen Warnwesten und den Lichtstöcken vom Gelände. Die Blechkarossen verteilen sich in alle Himmelsrichtungen und der nächtliche Abend nimmt seinen Lauf.
Das Allianz Drive in Cinema läuft noch bis zum 16. August. Das grossartige und abwechslungsreiche Filmangebot findet ihr unter https://basel.allianzdriveincinema.ch/de/programm
Viel Vergnügen ;-P
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