Ach war das doch eine unbeschwerte Zeit. Tagsüber die Schulbank drücken und danach den jugendlichen Flausen und spontanen Ideen freien Lauf lassen.
Einer meiner Lieblingsgeschichten mit dem schönen Titel "Nebelmaschine" ist immer wieder für einen Lacher gut.
Ich glaube ich war damals mitten in der Pubertät, vielleicht um die 13, vielleicht 14. An jenem Nachmittag hatte ich ein Rendez-Vous und wollte das Nachbarsmädchen natürlich beeindrucken. Also sassen wir uns im Kinderzimmer völlig schüchtern gegenüber und bekamen kaum einen Satz über die Lippen. Um das Eis zu brechen hatte ich die glänzende Idee mein neues Spielzeug auszuprobieren.
Eine kleine Nebelmaschine soll für das ganz grosse Ambiente sorgen. Ich hülle den knapp 14 m2 grossen Raum komplett in einen nach fruchtigem Kirschgeschmack riechenden Nebel. Die Maschine bläst immer mehr und mehr Rauch über die kleine Düse, während ich auf den Knopf der Fernbedienung drücke. Ich finde es "sauglatt" und auch meinem Jugendschwarm scheint die ungewöhnliche Unterhaltung zu gefallen. Das Eis ist gebrochen und wir geniessen etwas Zweisamkeit im dichten Nebel. Vor lauter Rauch erkennt man nicht einmal mehr die Hand vor dem eigenen Gesicht und wir geniessen unsere Unsichtbarkeit im Eifer des früh pubertierenden leidenschaftlichen aber harmlosen Gefummels.
Die Show ist vorbei und ich öffne das Fenster um den Nebel etwas zu lichten. Der Rauch verflüchtigt sich über den Dachkänel hinweg über das Ziegeldach des Mehrfamilien-Altstadthauses. In meiner jugendlichen Leichtsinnigkeit resp. Naivität denke ich mir nichts dabei als ich in der gegenüberliegenden Liegenschaft einige Menschen sehe welche förmlich an den Fenstern kleben und ihre Nasen platt drücken und mit den Händen wild fuchtelnd auf mein Zimmer zeigen. Wenig später höre ich Sirenen und wundere mich warum diese unterhalb unsere Hauses verstummen. Der Blick auf die Hauptstrasse zeigt mir folgendes Bild: 3 Einsatzfahrzeuge der Berufsfeuerwehr sperren die Strasse ab. Ausserdem stehen ein Krankenwagen und die Polizei bereit. Eine Verkehrskolonne staut sich bereits mehrere hundert Meter dahinter mit genervten Automobilisten. Auch die grünen Trams der Linie 3 können nicht weiterfahren und blockieren auf den Schienen stehend die Strasse.
Es klingelt an der Haustüre, es graut mir Böses. Ein Hauptmann der Feuerwehr steht in Vollmontur und einer mächtigen Axt in der Hand davor und will die Türe in Kürze einschlagen um dem kürzlich von den Nachbarn gemeldeten "Hausbrand" entgegenzuwirken und allfällige Rauchopfer zu bergen bevor es zu spät ist. Zum Glück öffnet mein Vater rechtzeitig die Türe und gibt Entwarnung. Ob es brennt? Nein, nein mein Sohn hat mit seiner Nebelmaschine gespielt. Uups, zum Glück kennt er den Feuerwehrmann und es gibt kein kostspieliges Nachspiel für einen Fehlalarm. Dafür haben die Männer auf der Feuerwache jetzt eine gute Story zu erzählen.
Comments