Knapp 38 Wochen ist es her als sich einer meiner schnellsten Schwimmer souverän durchgesetzt hat. Der nette Gynäkologe, älterer Herr, etwas trocken, sachlich aber sehr kompetent setzt sich an seinen Monitor, schmiert Mamas Bauch ein und lässt sein Ultraschallgerät über ihren Bauch gleiten. Mit gemischten Gefühlen erwarten wir seine Reaktion. Mit beruhigenden Worten zeigt er uns, Herz, Magen, Blase, Nieren, Wirbelsäule und den Kopf von dir. Auch deine kleinen Ärmchen und Beinchen. Wahnsinn was wir alles auf dem Bildschirm erkennen. Ich sitze auf dem Stuhl mit Freudentränen in den Augen. Was für ein Anblick, was für ein Gefühl, unbeschreiblich. Um noch ein paar Selfies von dir zu machen, muss Mama noch kurz Husten, dass du kleiner Winzling dich drehst. Du armes Embrio wirst herumgeschleudert wie im Flipperkasten. Du fühlst dich anscheinend wohl im Wellnessbereich der Fruchtblase und scheinst aufgewacht zu sein, bewegst dich puddelwohl. Dein kleines Herz schlägt wie wild und springt fast aus dem deinem kleinen Körper. Du kleines Wesen winkst uns zu. Ob rein zufällig oder bewusst aber unglaublich dies auf dem Monitor zu erkennen. Das pulsierende pure Leben. Man merkt einmal mehr was wichtig ist im Leben. Wir lieben dich!
Die Wochen vergehen wie im Flug und Mama trägt dich tapfer und stolz in ihrem Bauch. Auch der Onkel Doktor freut sich über deine Entwicklung.
Unglaublich, wenn du dich im Bauch drehst und Kapriolen machst, vor allem wenn Mama sich einmal etwas Ruhe gönnen möchte. Dann bist du noch aktiver und ich spüre wie die kleinen Füsschen durch die Bauchdecke drücken.
Mittlerweile ist Mama bereits im 3. Trimester und Götti Dani hilft mir dein Kinderzimmer für dich aufzubauen, auch Omi und Opi helfen noch die Wickelkommode aufzubauen. Sieht schön aus. Das Zimmer steht. Gott sei dank! Es geht nur noch wenige Wochen bis du deine gemütliche Wellnessoase in Mamas Bauch verlässt und uns auf Trab halten wirst.
Ein erneuter Arztbesuch steht bevor. Der nette Onkel im weissen Kittel ist sehr zufrieden mit dir. Mama hat anscheinend bereits unwissentlich "wilde Wehen" und der Doktor meint du könntest bereits schon innerhalb der nächsten zwei Wochen schlüpfen, zwei Wochen früher als erwartet. Vor lauter Vorfreude und Nervosität schlägt Papas Herz wie wild, es wird mir bewusst dass wir bald zu dritt sind und ich dich in meinen Armen halten kann.
Es ist Samstag Morgen 07.03. / 03.01 Uhr, deine Mami weckt mich und teilt mir mit, dass du bald kommen könntest, die Wehen haben eingesetzt - 5 Minuten Rhythmus. Also melden wir uns im Spital an. Nach einer Kontroll Untersuchung schickt uns die nette Hebamme aber wieder nach Hause. Fehlalarm, wir müssen uns noch etwas gedulden. Aber dann 24 Std. später, hat Papi ein Déjavu. Erneut werde ich kurz nach drei Uhr aus dem Bett geholt. Wehen in 2 Minuten Abstand und lautes Gestöhne mit vielen Uuuuus und Aaaaas und starkem Atmen, ok jetzt gehts definitiv los. Alleine schon der kurze Weg zum Auto ist eine Herausforderung. Kurz vor 04.00 sind wir vor Ort und beziehen unseren Gebärsaal. Stunden vergehen, ich bin erstaunt was für Geräusche Mami da fabriziert, ich leide mit. Nach stundenlangem Herzzereissendem Schreien bekommt Mami endlich eine erlösende PDA. Der Gebärsaal ist voller Menschen. Hebammen, Prakikantin Lea, Arzt und Anästhesie Ärzte, und dann auch noch Schichtwechsel. Hebamme Nadja lässt uns traurig zurück. Gerne wäre sie weiterhin dabei gewesen. Aber Chiara und ihre Kollegin sind auch unglaublich nett und unterstützen uns wo sie können. Seit 11 Stunden dreht, turnt und presst Mami sich jetzt zu den letzten Zentimeter zum Ziel deines Weges. Leider meint der Onkel Doktor, dass dein Köpfchen nicht weiter rutschen möchte und empfiehlt schlussendlich doch einen Kaiserschnitt um dir und Mama das Leben nicht noch schwerer zu machen.
Papi ist müde aber freut sich wahnsinnig auf dich. Jetzt geht alles ziemlich schnell. Der OP wird für uns fertig gemacht. Mami liegt mit Tränen vor lauter Vorfreude auf dem OP Tisch. 2 Gynäkologen, 1 Kinderarzt, Hebammen, Assistenzärzte, Anästhesisten und ich an Mamis Seite, halte ihre Hand. Sie macht das grossartig. Um 18.03 Uhr am 08.03.2020, erblickst du das helle Licht dieser Welt oder auch nur die grellen Lampen im OP Saal. Du bist mit deinen 3'020 Gramm ein süsses kleines Fliegengewicht. Noch ganz blau-violett untersucht dich der Kinderarzt und die nette Hebamme Chiara schaut ob es dir gut geht. Papi darf stolz deine Nabelschnur durchtrennen.
Herzlich Willkommen kleine Soà
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