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Fasnacht 23 - "im Banne von Aeolus"

Aktualisiert: 5. März 2023

27.02.2023. Es ist Montagnacht und der Wecker erklingt zu einer unmenschlichen Zeit. Es ist 3 Uhr in der früh aber geschlafen habe ich sowieso nicht wirklich. Die Kostüme und Larven liegen bereit. Ich entscheide mich für das kuschelige Affenkostüm, warm gibt es auf jeden Fall. Zum Glück, denn das Thermometer zeigt eisige - 2 C°. Pünktlich verlasse ich meine Unterkunft und begebe mich mit der Trommel auf dem Rücken in die Innenstadt. Dicht gedrängt stehen die Zivilisten in den Gassen und verstopfen den Zugang zu den Cliquentreffpunkten. Von der Leonardskirche bis zum 100 Meter entfernten Standort verliere ich gut 10 Minuten und bin glücklicherweise kein Klaustrophobe sonst hätte ich jetzt definitiv eine erdrückende Panikattacke. Dank des leichten Gefälles sehe ich über einem Meer aus Köpfen der Passivbevölkerung die Mitglieder meines "Schyssdräggziglis" welche schon mit angezogenen Larven für das Spektakel bereitstehen. Leicht angespannt drücke ich mich gefühlt in Zeitlupe durch die Schulter an Schulter stehenden Massen und erreiche kurz darauf erleichtert vor dem nahenden Countdown mein ersehntes Ziel.


Positioniert, Trommel am Bandalier hängend, Larve im Gesicht. Das Gelächter und die angeheiterten Plaudereien der herumstehenden Zuschauer verstummen. Totenstille! Mystisch, wie das Rauschen des Windes an den mit Efeu behangenen Altstadtfassaden vorbei bläst und die antiken Fensterläden in der bitterkalten Morgenluft flackern. Die Kirchenglocken schlagen vier mal und das Licht der Strassenbeleuchtung erlischt. Nur die zahlreichen bunten Laternen erstrahlen die dunkle Nacht. "Morgestraich-Vorwärts-Marsch" erklingt es wie allewyl von den Tambourmajoren von allen Seiten und wie jeden Morgenstraich läuft mir ein Tränchen unter der soeben heruntergezogenen Larve über die Wange während wir musizierend den Heuberg entlang schlendern.


Montagnachmittag, kaum geschlafen, den Morgenstraich noch in den müden Knochen, wandle ich im Totengräberkostüm mit der Larve in der Hand und der Trommel auf dem Buckel in Richtung Rümelinspassage. Ob Trommeln und Pfeifen, Guggenmusik, Wagen, Chaisen, Einzelmasken, es ist wie immer grossartig im Kollektiv ein Teil dieser Fasnachtsstimmung zu sein während wir Runde für Runde in der Altstadt gässlä.


Dienstag, Kinderfasnacht. Die Kleinen wiedermal ganz gross. Mittendrin statt nur dabei, dicht gedrängt stehen die Familien mit ihren Sprösslingen am Strassenrand und warten bis die Binggis Wägeli mit dem Waggis Nachwuchs; Süsses, Saures, Kuscheliges, Fruchtiges oder sogar auch mal Gemüse in allen Variationen verteilen. Im unruhigen Getümmel kommt man kaum über den dichtgefüllten Marktplatz und hat die Adleraugen immer auf seinem eigenen temperamentvollen Nachwuchs welcher sich derzeit im unberechenbaren Zuckerschockmodus befindet.


Mittwoch. Einfach nur grossartig, bis auf die Kostümwahl. Heute hatte meine liebe Grethi ihren grossen Auftritt. Schick herausgeputzt und den Leopardenbolero übergeworfen glänzt sie in den Lackschuhen auf Basels Strassen. Doch die Bise zieht unter s Röckli und die Kälte wird unangenehm, sodass die fesche alte Dame sich doch kurzzeitig aus dem bunten Treiben zurückzieht um dem haarigen Schimpansen den Vorrang für den restlichen Verlauf dieses herrlichen Mittwochabends zu überlassen. Die Stunden sind gezählt und ich schleppe mich glücklich aber todkaputt über den städtischen Asphalt. Die Pausen werden länger, die Augen kleiner und der Mund wird trockener. Die letzte Runde beginnt und findet seinen Abschluss in einem virtuosen Wettsteinmarsch.


Nach 80'000 Schritten, knapp 46 zurückgelegten Kilometern findet das Ganze sein Ende. Es war kalt und windig, es hat nicht geregnet und die Schmetterlinge tanzten 72 Stunden in meinem sentimentalen Fasnachtsherz. Herzlichen Dank Frau Fasnacht es war mir wie immer eine Freude ein Teil der Magie gewesen zu sein.








Fotoquelle Basellife

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