Sie fallen vom Himmel und sind wunderschön! Geschlossen zu einer Decke schlucken sie jeglichsten Lärm und wirken rein wie die Seele eines kleinen Kindes, die Welt scheint friedlich und still.
Frau Holle meint es dieses Jahr gut mit uns, denn Sie schüttelte bereits mehrmals ihre gut gefüllten Bettdecken, gründlich und lange und lässt die zauberhaften Flocken sanft und lautlos zu Boden gleiten. Unsere Umgebung verwandelt sich in ein märchenhaftes "Winterwonderland" und der frisch gefallene Schnee knirscht harmonisch unter unserem Schuhwerk während die gefrorenen Kristalle wie eine Million kleiner Swarovski Steine in der Sonne glitzern.
Keine Schneeflocke gleicht der anderen, Einzigartig und vergänglich in ihrer tiefen winterlichen und zerbrechlichen Seele. Während der langen Reise der Kristalle zwischen Himmel und Erde durchleben diese viele Temperatur und Feuchtigkeitsunterschiede weshalb sie in unterschiedlicher Form sanft herab tänzeln. Unter dem Mikroskop erkennbar als zauberhafter Stern, längliches Stäbchen, sechseckiges Plättchen oder in etlichen weiteren Formen in grosser oder kleiner Pracht.
Dieses schneesichere Jahr ist auf den instabilen Polarwirbel in der stratosphärischen Luftschicht zurückzuführen bei welchem über dem Polarkreis die kalte Luft nicht geschlossen zirkuliert, sondern diese bis nach Südeuropa trägt und die eisige Polarluft bei uns einspeist. Liegt die Lufttemperatur nahe am Gefrierpunkt, werden die einzelnen Kristalle durch kleine Wassertröpfchen miteinander verklebt und es entstehen die an einen Wattebausch erinnernden Schneeflocken, welche den Niederschlag in seiner entschleunigsten Form zu Boden bringt.
Der triste Winter wechselt vom grauen zum weissen Gewandt. Nicht weit abseits vom braunen Schneematch auf den Strassen der Stadt scheint bei uns der noch unberührte und frisch gefallene Schnee fast schon jungfräulich. Die weisse Oberfläche macht die Nacht zum Tage, auch der Wald wirkt in der Dunkelheit nicht mehr düster und unheimlich sondern wie ein mit Puderzucker überzogener, verzauberter Märchenwald. Der Blick in den Himmel zeigt uns einen fast schon kitschig rosa colorierten Nachthimmel.
Jedoch wird der Zauber bald sein Ende finden. Die nächste Warmfront zieht ins Land herein und die Schneedecke wird ihr hilflos zum Opfer fallen. Nur noch die Zeichnung des Streusalzes auf den Strassen und leider auch unseren Schuhen erinnert uns an die Vergänglichkeit dieses Schauspiels.
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