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Autorenbildmarcominnig

Die "Traum"INSEL

Aktualisiert: 5. Sept. 2021




Ich wache auf. Wo bin ich? Ich liege im warmen Sand und höre das Rauschen der Wellen. Ich sehe die sich im Wind bewegenden majestätischen Palmen. Was ist passiert? Mein Gedächtnis spielt verrückt. Ich stehe auf und wische mir den Sand von den Kleidern. Ich sehe mich um, mir fällt ein kleines Stück Papier auf, welches neben meinem Ganzkörper Abdruck im Sand liegt. Geschrieben darauf "verlasse diese Insel". Mit einem unguten Gefühl schleppe ich meinen , in klatschnasser Kleidung gehüllten kalten Körper in den dunklen und von dichter Flora zugewachsenen Wald. Wild fuchtelnd vor lauter Stechmücken suche ich mir eine Unterkunft für die Nacht. Unterkunft, klingt fast schon nach Wellness in einem noblen Sterne Ressort. Nein, natürlich finde ich nichts ausser ein paar Palmenblätter und versorge mich notdürftig für die herannahende Nacht.


Alleine in der Dunkelheit innerhalb eines fremden Terrains. Stockdunkel und von hunderten tierischen Augenpaaren beobachtet. Ich habe Angst, bin verunsichert. Was mache ich hier? Wieso bin ich in dieser wunderschönen aber befremdlichen Umgebung. Schlafen? Fehlanzeige, denn ich höre von weitem sehr beunruhigende Trommelgeräusche, woher stammen diese bloss? Ich gehe nicht davon aus hier eine Art "Carneval Rio de Janeiro" bunt, feucht-fröhlich und mit viel nackter Haut vorzufinden, denn es klingt für mich eher bedrohlich. Vielleicht wird ja gerade "ein Gefangener" bei einem "BBQ" in süsslicher Marinade eingepinselt und knusprig auf dem offenen Feuer gebraten und anschliessend leidenschaftlich verspeist.


Nach einer kurzen Verschnaufpause erlebe ich direkt die nächste unangenehme Situation. Ich zittere vor Angst, denn es schlängelt sich eine grosse schwarze und undefinierbare Schlange um meine Füsse. Jetzt einfach nicht panisch werden und keine hastigen Bewegungen. Gerne würde ich auf einen schmerzhaften und allenfalls tödlichen Biss des wunderschönen Reptils verzichten. Zum Glück scheine ich nicht all zu interessant zu sein, denn sie verschwindet wieder im Dickicht. Vor lauter Aufregung bin ich jetzt hellwach und an Schlafen ist nicht mehr zu denken. Nach der ganzen Aufregung kehrt etwas Ruhe ein und ich liege erschöpft mit den Armen hinter dem Kopf verschränkt auf dem harten Waldboden und sehe durch die Baumkronen in den unendlich klaren Sternenhimmel. Ich lasse die letzten Minuten Revue passieren, während es anfängt zu regnen.


Ein kleines aber starkes Regenband zieht vorbei und ich suche Schutz in einer nahegelegenen Höhle. Hunderttausende Glühwürmchen strahlen in einem bläulich-weissen Licht von der Decke hängend, wunderschön anzusehen. Die herunterhängenden leuchtenden Fäden sollen Ihre Beute anlocken. Klebenbleibende Kleinst-Insekten werden dann genüsslich verspeist. Ein wunderschönes Spektakel und ich kann doch tatsächlich kurz die Anspannung meiner derzeitigen Lage vergessen und schlafe auf dem harten Steinboden ein.


Die ersten Sonnenstrahlen wecken mich als sie durch den Eingang der Höhle bis zu mir vordringen. Ich stelle mit Erstaunen fest, dass ich noch nicht von fleischfressenden Pflanzen oder wilden Tieren gefressen wurde und begrüsse den neuen Tag voller Euphorie.


Nach einem kleinen Fussmarsch höre ich bereits von weitem ein beruhigendes Rauschen und erreiche kurz darauf einen tosenden Wasserfall. Atemberaubend schön, eine Oase inmitten des saftigen grünen Blätterdachs - Bilderbuchpanorama.


Im Adamskostüm geniesse ich das erfrischende Bad und vergesse die Zeit. Auf einem von der Sonne gewärmten Stein liege ich entspannt und erlebe den surrealen Moment. Unter meinen vom Licht in hellrosa gefärbten und geschlossenen Augenliedern bricht plötzlich die Dunkelheit einher. Gegen jegliche Erwartungen sind es aber keine dunklen Wolkenfelder die mein Sichtfeld kreuzen. Ich blinzle und sehe ein Dutzend kleinwüchsige haarige Männer mit bunter Kriegsbemalung, durch einen knappen Lendenschurz bedeckt welche ihren spitzigen Speer auf mich richten. Wäre ich nicht auf dieser Insel würde ich die lustig aussehenden Herren einem Karnevalszug zuordnen. Leider ist dies jedoch kein Spass und die grimmigen Gesellen scheinen alles andere als gutgesinnt. Völlig hilflos und ohne grosse Intervention werde ich mit Händen und Füssen an einen Stamm gebunden und nur wenige Zentimeter über dem Boden hängend verschleppt.


Kaum voran gekommen und noch immer nicht wissend was jetzt genau mit mir passieren wird, erblicke ich, die aus dem dichten Urwalddach fluchtartig davon fliegenden und äusserst aufgewühlten bunten Paradiesvögel. Plötzlich bebt unerwartet die subtropische Erde und die Inselbewohner zeigen beunruhigt mit den Fingern auf den nahegelegenen über allem thronenden Vulkan, welcher bereits glühend heisse Lava und Geröll ausspuckt und das Magma sich langsam aus seinem weit geöffneten Schlund in unsere Richtung bewegt. Ein ohrenbetäubender Knall begleitet das Schauspiel und plötzlich werden die hungrigen Winzlinge wortwörtlich vom Erdboden verschluckt als sie schreiend und wild fuchtelnd in die im Urwaldboden soeben aufgerissene Spalte ins Erdreich fallen.


Glück im Unglück würde ich mal sagen, denn mein Baumstamm hängt quer über der Spalte und ich hänge darüber. Nachdem ich mich befreit habe kämpfe ich mich kräftezehrend aus der Gefahrenzone. Karma? Wie konnte ich aus dieser Situation nochmals wohlbehalten herauskommen. Natürlich beschwere ich mich nicht und bin fürs Erste äusserst froh darüber.


Erneut ziehen dunkle Wolken über das Land und ein gewaltiges Unwetter mit Blitz und Donner nähert sich. Der Regen prasselt wie aus Kübeln auf mich herab. Ich finde Schutz unter einem grossen Mammutbaum, welcher quer auf dem Waldboden liegt und entfache mit den letzten Streichhölzern in meiner Hosentasche ein wärmendes Feuer. Der Waldboden nährt mich. Gestern noch Beeren und Früchte und mit grosser Überwindung jetzt auch Raupen und Würmer und dank einer selber gebastelten Falle jetzt sogar als Highlight eine Orangentaube auf offenem Feuer. Kross, knusprig gebraten und saftig verzehrt.


Bereits am Verdauen und Gedankenversunken merke ich zunächst nicht die tellergrosse Spinne welche gemütlich über meine Brust krabbelt. Im Affekt und voller Adrenalin springe ich auf und das haarige Krabbeltier sucht ebenfalls vor lauter Schrecken das Weite, denn sie hat mehr Angst vor mir als ich vor ihr wie es scheint. Ich lecke mir noch die Finger nach meiner grossartigen Mahlzeit als ich plötzlich höre wie es im Unterholz raschelt. Mein wild schlagendes Herz beruhigt sich jedoch schnell als ich feststelle, dass es lediglich eine Baumratte auf Beutejagd ist.


Es hat aufgehört zu regnen und in der Hoffnung auf Rettung begebe ich mich zurück an den Strand und schreibe mit einem Ast in Grossbuchstaben "HELP" in den Sand. Natürlich weiss ich jetzt schon, dass es nichts bringen wird aber einen Versuch ist es wert und wie es schon die Beatles besangen "I need somebody" der mich hier aus der Misere holt. Unglücklicherweise sehe ich viel zu spät dass die Inselbewohner in Sichtweite mit ihren Speeren nach Fischen stechen und sie mich bemerken bevor ich das Weite suchen kann.


Déjà-vu! Ich bin für Sie mehr als "ein dicker Fisch" und Sie können gewiss auf's Angeln verzichten. Ich werde in Handfesseln aus Farn ins nahegelegene Kannibalendorf verschleppt. Dort werden wir bereits sehnsüchtig erwartet. Im Zentrum der mit strohbedeckten runden Holzhütten lodert ein grosses Feuer und darüber hängt ein überdimensionaler Kessel. Der Duft nach heisser Hühnerbrühe liegt in der Luft, mein Magen knurrt aber ich kann mir kaum vorstellen, dass ich zum Essen eingeladen werde. Mir graut barbarisches während mein Kopfkino seinen Lauf nimmt.


Ich werde sanft abgesetzt und fast schon freundschaftlich zu einem Badepavillon begleitet. Dort warten bereits die Damen des Stammes und ich werde von Kopf bis Fuss gesäubert und anschliessend in eine Wanne mit Kokosmilch gelegt. Dieser zauberhafte Wellness Moment scheint aber nicht mir zu gelten, sondern soll mich lediglich vom Schmutz der letzten Tage befreien. Verständlich, denn wenn ich Steinpilzrisotto koche, wasche ich auch zuerst die Pilze gründlich sonst knirscht dies doch beim Essen so.


Ich werde von den Herren im Schurz abgeholt und mit vereinten Kräften unter grosser Anstrengung in den Kessel gehievt. Wie ein gebratenes Schwein habe ich einen Apfel in meinem Mund und fange im blubbernden Wasser an zu schwitzen. Um mich herum tanzen die gefährlich aussehenden, hungrigen Kannibalen fröhlich mit ihren spitzen Holzspeeren und können es kaum erwarten sich mein saftiges und frisch gewaschenes Fleisch einzuverleiben.


"Essen", "Essen ist fertig", ich bin irritiert. Bisher habe ich die Kannibalenmeute nicht verstanden?! Ich reibe mir die Augen und völlig unerwartet steht meine Freundin vor mir und bittet mich zu Tisch. Das Essen ist fertig.


Gottseidank war dies alles nur ein Traum und ich geniesse ein leckeres Steinpilzrisotto bei einem Glas Rotwein.









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