Traurig und völlig surreal. Ich sitze im Büro und höre wie der Bundesrat anlässlich der Medienkonferenz Grossanlässe über 1000 Personen verbietet. Kurz darauf lässt auch die Basler Regierung verlauten, dass die Basler Fasnacht 2020 nicht stattfinden wird. Es ist Freitag, 28.02.2020 nur wenige Stunden bevor die Fasnacht mit dem Morgenstraich beginnen soll. Ich kann es nicht glauben und sitze mit feuchten Augen hinter meinem Schreibtisch im Geschäft.
Soviel Leidenschaft. Ein ganzes Jahr wird von den Fasnächtlern viel in die Vorbereitung und Organisation gesteckt. Es wurden Fasnachts-märsche geschliffen, Kostüme genäht, an den Requisiten gebastelt, Laternen gemalt, Wagen gebaut, Verse gereimt, Helgen gezeichnet und viel Zeit und Geld investiert um wie jedes Jahr eine märchenhafte Stimmung zu verbreiten und die Stadt zu verzaubern. Auch die Beizen und Hotels welche einen grossen Teil ihres Umsatzes während den "drey Scheenschte Dääg" machen, werden erheblich darunter leiden.
Warum das Ganze? Ganz klar ist der Druck von aussen riesig auf die Schweiz. Umliegende EU Länder sind betroffen und erste Massnahmen werden getroffen. Die ganzen internationalen Medien schlagen Profit aus Panikmache und Hysterie. Natürlich will die Schweizer Regierung keine Corona Toten innerhalb der Schweizer Landesgrenzen.
Baschi Dürr hat ganz klar verkündet, es gibt keine Fasnacht und die Basler Polizei wird dies auch durchsetzen. Die Sonderbewilligung für den Grossanlass wurde entzogen und es gelten ganz normale Bestimmungen bezüglich Lärmschutz etc.
Auch ich appelliere an alle Fasnächtler (und Trittbrettfahrer)! Mein Herz blutet wie das Eure, die Fasnachtseele ist angeschlagen. Auch wenn einige Formationen oder rebellische Einzelmasken auf Anarchie und Revolte aus sind. Eine improvisierte Fasnacht wird auch nicht helfen das zerbrochene und ausblutende Fasnachtsherz zu reparieren. Man sieht wieder wie zerbrechlich Glück doch sein kann. Entweder Fasnacht zu 100% oder gar nicht. Sicherlich macht es Sinn bereits erworbene Wägeler Utensilien zu spenden oder zu verteilen um Food waste zu vermeiden. Auch zusätzliche Subventionen für die einzelnen Fasnachtgruppieren sollten geprüft werden.
Trotzdem hinterfrage ich die ganze Entwicklung. Es ist eine Frage der Konsequenz. Wenn wir Anlässe absagen aber während der Rush hour dicht gedrängt zu Hunderten an überfüllten Bahnhöfen, Flughäfen oder im Tram resp. Zug stehen, ist da die Übertragung des Virus kein Thema? Wir gehen ins Kino, auf die Skipiste, sitzen in Restaurants und Bars Schulter an Schulter, shoppen in überfüllten Einkaufscentern. Im grenznahen Ausland finden trotzdem Anlässe statt? Der Virus macht auch an der Grenze nicht halt. Widersprüchlicher könnte dies nicht sein. Verantwortung muss übernommen werden aber zu welchem Preis. Auch bei einer nicht so berühmten Grippe wie dem medial gehypten "CORONA" sterben ältere Menschen oder solche die ein schlechtes Immunsystem haben.
Die Regale der Lebensmittelgeschäfte sind leer, die Menschen spielen verrückt. Hamsterkäufe, vor allem bei Dosen und Tiefkühlprodukten. Was folgt als Nächstes? Sollen trotz wirtschaftlicher Einbussen Grenzen geschlossen werden und Ausgangssperren verhängt und durch Polizeigewalt durchgesetzt werden?
Ungewohnt für die westliche Welt. Solche Zustände kennt man nicht von Industrieländern sondern nur aus dem nahen Osten, Afrika etc. wo Krankheit, Gewalt, Kriege, Armut, Hungersnöte alltäglich sind. Einmal mehr merkt man wie gut es uns bisher in Europa, der Schweiz resp. in Mitteleuropa eigentlich geht. Wir treten nun ungewollt aus unserer Komfortzone aus und erstmals wird bemerkt dass alles doch nicht so selbstverständlich ist.
Sind wir mal gespannt wo das noch alles hinführen wird. Auf jeden Fall wünsche ich allen Fasnächtlern viel Kraft und Durchhaltevermögen bis am 22.02.2021, wenn es um 04.00 wieder heisst "Morgestraich, Vorwärts, Marsch"
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