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Der Abend des "Cajón"


Es ist ein warmer Sommerabend in Basel. Ich geniesse einige Drinks mit Freunden in der Kaserne, einem der vielen Hotspots in der Stadt am Rhein. Wir verabschieden uns, es ist noch früh, die Nacht noch Jung. Ich schlendere durch das alternative Kleinbasel und geniesse die laue Abendluft, das bunte Treiben, die Lebensfreude. Ich bewege mich in Richtung Rheingasse. Verschiedene Bars, Restaurants und Hotels aneinander gereiht, die etwas andere Ausgehmeile in der Kleinbasler Altstadt.

Plötzlich höre ich Livemusik und lasse mich von den Klängen eines kleinen Club's in unmittelbarer Nähe leiten. Über eine kleine, schmale Treppe komme ich in einen gemütlichen Nachtclub. Ich sitze an die Bar und lasse mir von der jungen, leicht unbeholfenen Frau hinter der Bar ein kaltes Bier servieren. Über den Schulterblick nach Rechts erkenne die stimmungsvolle Band und schenke ihr meine ungeteilte Aufmerksamkeit. Natürlich kann ich mir das Trommeln auf dem Tresen nicht verkneifen, als die Gruppe rhythmisch ihre Klänge zum Besten gibt. Inmitten von Gitarre, Saxophon, Vocals und weiteren spannenden Instrumenten auch ein Cajón.

Das Instrument das an eine Holzkiste erinnert stammt ursprünglich aus Peru und gehört zur Gruppe der Perkussions Instrumente. Dabei wird mit den Händen, vereinzelt auch mit dem Besen auf der Frontfläche gespielt. Ursprünglich entstanden Cajones aus Transportkisten für Fische und Orangen, die Sklaven afrikanischer Herkunft ersatzweise verwendeten, nachdem ihnen ihre traditionellen Trommeln weggenommen worden waren. Das Trommeln hatte Funktionen in vielen Lebensbereichen für die Gemeinschaft und deren Gefühl von Zusammengehörigkeit.

Die Cajón wird als Rhythmusinstrument in allen Musikrichtungen angewandt. Besonders häufig findet sie sich als Ersatz für Bass Drum und Snare in der akustischen Musik („Unplugged“) wieder und sie gewinnt im Rock, im Pop und vor allem im Folk-Rock in den letzten Jahren an Popularität.

Ich höre der Gruppe fasziniert zu und wippe auf meinem Barhocker zur Melodie während ich mich immer wieder dabei erwische wie ich auf dem Tresen herum klopfe. Plötzlich winkt mir der Musiker, welcher auf dem Cajón sitzt zu. Wild gestikulierend vermittelt er mir ich solle ihn doch ersetzen und seinen musikalischen Part übernehmen. Ich fühle mich derart ertappt, gleichzeitig herausgefordert. Ich winke ab, und nippe erneut an meinem Bier. Eigentlich würde ich ja schon gerne. Erfahrung mit Schlaginstrumenten habe ich ja auch bereits, da ich schon lange Fasnacht (Karneval) in Basel mache. Nur der Mut fehlt mir gerade um vor Publikum, quasi völlig unvorbereitet und improvisiert die Hosen herunter zulassen. Um derart im Mittelpunkt zustehen fehlt mir sicherlich auch noch die gewisse angeheiterte Stimmung resp. genügend Alkoholpegel um die vorhandenen Hemmungen abzulegen. Also überlasse ich den Profis weiterhin die Bühne.

Wenig später, erneut ein nervöses Handzeichen in meine Richtung. Ich überlege kurz, "ach was soll's", denke ich mir und übernehme das vorgewärmte Cajón. Neben mir die soeben kennengelernten Musiker. Vor mir ein gespanntes Publikum. Der nächste Song wird angezählt und ich klopfe im Takt auf die Holzbox zwischen meinen Beinen. Die Stimmung ist phenomenal und das Publikum klatscht begeistert über unsere Darbietung. Wie in Trance bewegen sich meine Hände auf der Spielfläche des Cajóns während ich ins Scheinwerferlicht blicke. Song für Song werden zum Besten gegeben. Ich liebe es! Nach etwa 20 Minuten ist der ganze Zauber vorüber. Meine Hände sind geschwollen vor lauter energischem Klopfen in rhythmischer Extase. Die Zuschauer applaudieren während ich mich wieder zurück an die Bar begebe. Die Inhaberin des Clubs läuft auf mich zu und schwärmt über meinen Kurzauftritt, stellt mir als Dankeschön einen kleinen Absacker auf die Bartheke und meint "ich solle doch wieder einmal vorbeischauen". Ich bin immer noch voller Adrenalin während ich mir das Getränk einflösse. Ich verabschiede mich von meinen Mit-Musikanten und verlasse das Lokal nach Mitternacht, immer noch im Endorphin Rausch.

Was für eine Nacht!


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