Mein Inlandflug nach Brisbane verläuft einwandfrei, ich nehme mir ein Taxi und fahre in die Innenstadt. Erinnert mich etwas an New York, einzelne Wolkenkratzer im Stadtzentrum. Zur Abwechslung leiste ich mir wieder einmal ein etwas luxuriöseres Zimmer in einem Mittelklasse Hotel. Ich bin müde, gönne mir eine kleine Auszeit. Nach einer kurzen Siesta wird es Zeit die Stadt zu erkunden, Brisbane, Hauptstadt des australischen Bundesstaates Queensland, ist eine große Stadt am Brisbane River. Mit knapp 2.2 Millionen Einwohner, eine der grösseren Städte auf diesem einzigartigen Kontinent. Generell beindruckend in Australien ist die Bevölkerungsdichte mit nur 3 Einwohnern pro km2. Enorm im Vergleich mit der Schweiz wo es bereits 205 Einwohner pro km2 sind.
Ich sitze an einer Bar und beobachte erneut die Menschen um mich herum und verarbeite meine letzten Gedanken und Erlebnisse beim einem kühlen Blonden. Hey you! ruft jemand hinter mir, fühle mich nicht angesprochen, erneut Hey Mister, ich drehe mich um. An einem langen Holztisch sitzen ein paar gesellige, ältere Damen aus Brisbane und möchten dass ich mich dazu geselle. Gerne nehme ich die Einladung an. Wir diskutieren und lauschen den Klängen eines jungen Australiers welche mit seiner Akustik Gitarre zu beeindrucken vermag. Die Damen wirken auf mich ein wenig wie die ausgeflippten Ladys aus Sex and the City. Ihre Stimmen werden nach jedem Glas Weisswein lauter und unangenehmer, ich ziehe mich diplomatisch aus der Affäre und spaziere noch in der Abenddämmerung durch die Stadt. Gute Nacht!
Ein neuer Tag vor Augen. Es fällt mir auf, dass ich vom Alkohol und Fast Food der letzten Tage doch etwas gezeichnet bin. Es wird Zeit wieder einmal joggen zu gehen. Am Brisbane River entlang erkunde ich die Stadt in sportlicher Manier auf Brisbane Art. Auch hier kreuzen dutzende Sportbegeisterte joggend meinen Weg. Man grüsst sich freundlich und rennt weiter. Ausgepowert aber Dopamin erfüllt übermannen mich die Glücksgefühle nach dem Sport ich fühle mich einfach nur grossartig.
Nach einem kleinen Shopping Nachmittag sitze ich abends im Pub in der Nähe meines Hotels und lausche erneut einem jungen Musiker welche seine selber geschriebenen Songs zum Besten gibt. Grosses Kompliment an diese jungen Talente! Leider reicht’s auch für diesen jungen Sänger nur für eine spärliche Kollekte, welche sich in einem miefigen Alt-Herren Hut mager angesammelt hat, nachdem er Tisch für Tisch mit erwartungsvollem Blick angesteuert hat. Der grosse Durchbruch scheint noch ein wenig auf sich Warten zu lassen. Ich setze mich zu einer jungen Dame an den Tisch, wir unterhalten uns. Sie kommt aus Irland und arbeitet in Brisbane, natürlich treffe ich sie in einem irischen Pub, Logisch! Unerwartet, wie aus dem Nichts sitzt sie mir auf dem Schoss und wir knutschen wild herum. Könnte schlimmer sein denke ich mir und geniesse die reizvollen Zungenspiele. Wie aus dem Nichts steht Sie auf und geht ohne sich zu verabschieden. Ebenfalls gehe ich vor die Türe, sie ist völlig aufgelöst, zieht nervös an ihrer Zigarette und weint. Ich versuche Sie zu trösten aber sie weist mich zurück und brüllt mich an, dann umarmt sie mich wieder. Was ist nur mit dieser Frau los? Egal, Sie entfernt sich von mir, läuft davon. Drama! Ich begleite sie noch ein Stück in die dunkle Nacht. Wir setzen uns auf eine Parkbank, plötzlich schreit sie laut auf „Hilfe“, Polizei, „Hilfe“. Ähm, was habe ich jetzt wieder verpasst? Habe keine Lust auf Ärger und bringe mich aus der Gefahrenzone. Zurück in der Bar, finde ich Anschluss bei zwei lustigen Ü-50 Holländern, welche einen Kurzaufenthalt haben, da Ihr Containerschiff über Nacht im Hafen liegt. Wir spielen die ganze Nacht Karten und Sie erzählen mir irgendwelche Seemanns-Geschichten. Die Herren könnten ein Buch schreiben so viele Erlebnisse wie Sie preisgeben. Am nächsten Tag, Standard Touri Programm, Böötchen fahren auf dem Brisbane River, Museen und dergleichen.
Am Nachmittag gehts mit dem Zug und Bus in das südlich von Brisbane gelegene Surfers Paradise an der Gold Coast. Ich nächtige im Hotel Vibe, im 30 Stock. Grossartiges Hotel, erinnert mich etwas an den Art Deco Architekturstil welchen ich vor vielen Jahren in Miami gesehen habe. Tolles Zimmer mit einer atemberaubenden Weitsicht vom Balkon. Vorsichtig pirsche ich mich an das Geländer, Jap, definitiv Höhenangst. Für den Abend buche ich eine Tour. Nachdem Nachtessen geht’s mit dem Bus, über Stock und Stein in den von Brisbane nord-westlich gelegenen tropischen Regenwald für die nächtliche Buschführung. Nach zwei Stunden Fahrt steigen wir mit Taschenlampen ausgerüstet einen Urwald Pfad hinab. Stockdunkel und von hunderten tierischen Augenpaaren beobachtet kommen wir an eine kleine Hütte mitten im Wald. Die Gruppe stärkt sich kurz bevor’s weiter geht. Ich trete kurz aus um mich zu erleichtern. Es ist Dringend, ansonsten würde ich nicht in diese zusammengeflickte, schrägstehende Holzhütte, umfunktioniert zur Toilette eintreten. Als ich mir gerade den Gürtel öffne sehe ich nur wenige Zentimeter rechts von mir an der Wand eine wunderschöne aber handgrosse Spinne. Ich rede ihr gut zu. Natürlich möchte ich nicht, dass Sie ihren Standort wechselt und mit einem Satz auf mich springt und ich nicht vor Schreck über den Brillenrand uriniere. Aber ich denke Sie hat mehr Angst vor mir wie ich vor Ihr und sie bleibt brav und wie versteinert sitzen. Geschäft erledigt, Gürtel montiert, Hände gewaschen. Ich finde in der Dunkelheit glücklicherweise zurück zur Gruppe und wir gehen weiter. Wir werden in eine Höhle geführt. Hunderttausende Glühwürmchen strahlen in einem bläulich-weissen Licht von der Decke hängend, wunderschön anzusehen. Die herunterhängenden leuchtenden Fäden sollen Ihre Beute anlocken. kleben bleibende Kleinst-Insekten werden dann genüsslich verspeist. Auf dem Rückweg zeigt uns der Gruppenführer noch einen Baum, den Stinger Tree, welchen man auf keinen Fall anfassen soll. Auf den Blättern wachsen glasartige Splitter, die extreme Schmerzen auslösen, wenn sie mit der Haut in Berührung kommen. Im Anschluss gehts noch zu einer Sternwarte, wir beobachten in der tief schwarzen Nacht den sternenklaren Nachthimmel und werden über die aktuellen Sternenbilder orientiert. Astronomie, wirklich ein spannendes Thema.
Mitten in der Nacht geht’s mit unserem Kleintransporter zurück in die Stadt. Gähnende Gesichter wohin das Auge reicht, da bietet sich meine Schulter für die Sitz Nachbarin an um ein kleines Nickerchen auf der 2 stündigen Rückfahrt zu machen. Eine kreischende Frau weckt uns alle auf, der Fahrer macht einen Vollstopp! Anscheinend haben wir einen blinden Passagier an Bord welcher auf dem Fahrzeugboden herumschleicht. Reflexartig ziehen alle ihre Beine auf den Sitz. Keine Panik, es ist doch lediglich ein kleiner süsser Gecko welchen wir nach einer kurzen Beruhigung wieder am Strassenrand absetzen und dieser sogleich wieder im stockdunklen Busch verschwindet. Hundemüde werde ich vor dem Hoteleingang abgesetzt und falle nur noch erschöpft ins Bett.
Ein neuer Tag, neues Glück. Heute wird wieder etwas Sonne getankt. Vor dem Frühstück geht’s noch kurz in den Hoteleigenen Pool um sich kurz abzukühlen. Nach dem ausführlichen Frühstücksbuffet packe ich meine Beach Utensilien zusammen und lasse meinen letzten Tag in Surfers Paradiese am wunderschönen Strand ausklingen. Sonnenbrille montiert, Flip Flop’s in den Sand geworfen, Strandtuch ausgelegt, Relaxposition liegend eingenommen, Hände hinter dem Kopf verschränkt. Gemütlich! Fünf Minuten später wird mir bereits langweilig. Auch lesen, Leute beobachten und der gelegentliche Sprung ins Meer helfen nur bedingt. Unglaublich wie ungeduldig und unruhig ich bereits wieder bin. Zum Glück habe ich mich dieses Mal vorbeugend eingecremt, denn ich bin tatsächlich eingeschlafen. Als ich aufwache neigt sich der Tag langsam dem Ende zu. Ich schleppe mich etwas schläfrig und mit einer Überdosis Vitamin D zurück ins Hotel. Noch kurz die Wäsche waschen, den Rucksack optimieren resp. wieder alles mühsam über die enge Rucksack Kopföffnung einpacken und ich bin bereit für die nächste Station Sydney!
Kapitel 9 – Sydney
(Veröffentlichung am 01.06.2019 / 11.00)