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Kapitel 4 – Perth – Übernachtung im Horrorhaus

Aktualisiert: 23. Feb. 2020


Ich bin gespannt wie die Reise weitergeht, Im Flugzeug von Singapore nach Perth sitze ich neben einem älteren Ehepaar aus Perth. Die beiden sind begeistert von mir und meiner Reise welche ich erlebe und bieten mir prompt Ihre Hilfe an, sollte ich mich in Ihrer Stadt nicht zurecht finden. Nett die Beiden. Ich notiere mir ihre Telefonnummer. Ich verlasse den Flughafen, ein verstaubter Shuttlebus wartet bereits auf mich. Der Typ sieht mit seinem Cowboyhut wie Crocodile Dundee aus und erzählt mir auf der Fahrt nach Perth seine Busch-Räubergeschichten mit einem charmanten Aussie Kauderwelsch, man könnte meinen er hat den ganzen Mund voller Kaugummi, verstehe ihn kaum.

Beim Swedish Hotel in der Innenstadt angekommen checke ich sogleich ein, schliesse meine Zimmertür auf und „erstarre“, eine klitzekleine Spinne läuft selbstbewusst über den Zimmerboden und kreuzt meinen Weg. Giftig? Die kleinsten sind die schlimmsten sagt man. Wir einigen uns darauf dass das Zimmer für uns beide gross genug ist aber ich beanspruche das Doppelbett für mich allein. Ich fühle mich das erste Mal ein wenig einsam, ich bin in einer fremden Stadt, kenne niemanden, weiss nicht was mich erwartet. Unglaublich, wenn man sich auf so eine Reise vorbereitet und alle erklären dir da Leben die giftigsten Tiere der Welt, oh und diese Schlangen überall, sogar in den Häusern oder in der Kanalisation -überall! Kein Wunder, hebe ich den WC Deckel mit äusserster Vorsicht, in der Annahme es könnte sich eine hochgiftige Schlange darunter befinden, welche mir gleich ins Gesicht springt, und mir ihre Giftzähne in den Hals rammt. Entwarnung, ich kann den Thron ohne Komplikationen besteigen und meinen Bedürfnissen vollumfänglich entsprechen. Der Magen knurrt, ich erkunde die Stadt und finde ein kleines Take-Away Restaurant wo ich eine Kleinigkeit esse. Ich bin alleine und beginne ein Gespräch mit dem Koch namens Troy. Während der Unterhaltung erzählt er mir, er trifft noch seine Freunde in einer Bar ich solle ihn doch begleiten. Gesagt getan, vorher führt er mich aber noch in eine dunkle Gasse hinter dem Restaurant, was hat das zu bedeuten? Etwas eigenartig erscheint mir das schon. „Do you want some dope“ fragt er mich, ich antworte, ich habe noch nie geraucht, aber wieso nicht. Da ich Nichtraucher bin und keine Ahnung davon habe wie man einen echten Lungenzug nimmt hält sich der ganze Rausch in Grenzen und ich huste lediglich einige Male beträchtlich. Wir sind im Pub, eine Liveband spielt, so habe ich mir das vorgestellt. Erneut geselliges Treiben bei einigem Bierkonsum. Leider muss ich erneut feststellen, dass mein Lieblingsgetränk in Australien fast noch teurer ist als in der Schweiz. Ich verabschiede mich von den Herrschaften nachdem wir unsere Social Media Angaben getauscht haben und schlafe müde und voller Eindrücke nach Ankunft im Hotel ein.

Ein neuer Morgen, noch jungfräulich, ich packe meinen Rucksack und verlasse meine erste Unterkunft. Was jetzt? Ok, vielleicht zuerst einmal, eine Übernachtungs-möglichkeit sichern, ich möchte ja nicht unter einer Brücke schlafen. Ich klappere Hotel für Hotel ab, immer die gleiche Antwort. Keine Zimmer frei. Ich werde verständlicherweise etwas nervös. Bei der 4. Bleibe klappt’s dann. Ich trete ein, freundlich werde ich von einer älteren Dame, Griechin, empfangen. Ich fühle mich sofort wohl und habe ein gutes Gefühl. Natürlich buche ich voller Enthusiasmus gleich 2 Nächte. Was für eine tolle Lady denke ich mir noch während mich ein Herr, welcher mich mit seinem Buckel an den Glöckner von Notre-Dame erinnert, über den Aufenthaltsraum, und über die Treppe in den ersten Stock zu meinem Zimmer begleitet. Bereits jetzt fällt mir auf, es sind nur ältere, etwas verwahrloste Herren in den Räumen anzutreffen. Ohne weitere Gedanken, schliesse ich mein Zimmer auf. Ich nehme meinen Laptop und begebe mich auf die Veranda und schreibe an meinem Reiseblog. Plötzlich kommt ein spindeldürrer, ungepflegter Mann mit fettigem Haar torkelnd auf mich zu und macht den Anschein er möchte mir meinen Lap Top wegnehmen, der Mann ist jedoch so verpeilt, dass er gerade nochmals die Kurve kriegt und am Nebentisch Platz nimmt. Mir ist äusserst unwohl, weil ich von allen Seiten beobachtet werde. Ich klappe meinen Lap Top zu und begebe mich in Richtung Zimmer. Auf dem Hausgang ein weiterer Zombie, in einer Hand ein transparentes Plastiksäckchen mit einer blutigen Spritze!. Wie erstarrt nehme ich die letzten Meter zu meinem Zimmer und schliesse ab. Fuck! Was mache ich hier? Es wird Nacht, komische Stimmen, Gelächter auf dem Gang. Gedanken wie „ich werde vielleicht ausgeraubt“ oder Schlimmeres machen sich bei mir breit. Ich kann an Nichts anderes mehr denken, ich will nur noch weg! Ich packe mein Necessaire und die wichtigsten Sachen, schliesse mein Zimmer ab und verlasse dieses Horrorkabinett gegen 23.00 Uhr, ich hätte wahrscheinlich kein Auge zu gemacht. Einige Häuser weiter finde ich ein Hotel. Zum Glück, die Rezeption ist noch besetzt und ich bekomme noch ein Zimmer. Ich bin voller Adrenalin und skype noch mit einem Kumpel in der Schweiz, wir amüsieren uns köstlich. Ich schlafe beruhigt ein. Am nächsten Tag hole ich meine restlichen Sachen aus dem Hotel. Die nette Griechin ist auch nicht mehr so zuvorkommend und gibt mir natürlich mein Geld für die beiden, bereits bezahlten Übernachtungen nicht zurück. Shit happens! Doppelt bezahlt, dann hätte ich genauso gut gleich in einen 5-Sterne Palast gehen können, die Ausgaben wären in Etwa gleich. Egal! Dafür konnte ich gut schlafen.

Aus Neugier habe ich dann im Nachhinein die Bewertungen dieser Unterkunft im Internet gesucht und ganz schlechte Feedbacks gefunden, anscheinend wird diese Unterkunft primär von Obdachlosen resp. zwielichtigen Gestalten genutzt. Perth ist anscheinend bekannt dafür dass Obdachlose in Hostels hausen. Jetzt ist mir alles klar. Natürlich habe ich mir ein Backpacker Hostel etwas anders vorgestellt, obwohl mir die armen Seelen natürlich sehr Leid tun. Es war mir eine Lehre, ab diesem Tag habe ich jede Unterkunft im Vorfeld auf Herz und Nieren geprüft und bin jegliche Rezensionen auf Tripadvisor etc durchgegangen, was ich bis heute so mache.

Szenenwechsel, isch schlendere an der Standpromenade entlang als ich eine junge Yogalehrerin kennen lerne. Wir begeben uns in ein kleines Strand Cafe und essen zusammen zu Mittag, sie empfiehlt mir das Billabong Hostel. Nach kurzer Recherche gehts los! Wie gewohnt checke ich erst ein bevor ich anderen Tätigkeiten nachgehe. Gleich von Anfang an fallen mir die vielen jungen Menschen auf, ich bin mit Abstand der Älteste, ein grosser Essbereich mit Küche und einem Billardtisch, einem grossen Aussenbereich mit Pool, gefällt mir. Die sympathische Dame am Empfang gibt mir auch sogleich den Schlüssel für ein 4er Zimmer. Ich schliesse auf, meine 3 Mitnutzer sind nicht da, aber das ganze Zimmer ist dreckig und überall sind Kleider verstreut. Es stellt sich heraus es sind junge Schmuddel Franzosen, welche völlig versifft das Zimmer hinterlassen haben. Dank einer Freundin aus der Schweiz welche mir den Tipp gegeben hat ich solle zuerst die Matratze heben und darunter sehen, bezüglich Bettwanzen mache ich das. Oh mein Gott! Da rennen sie in alle Richtungen, die kleinen dunklen Wanzen zu Hunderten. Fluchtartig verlasse ich das Zimmer. Erneut an der Rezeption mache ich die junge Dame über mein Begrüssungskomitee aufmerksam. Sie nimmt den Zeigefinger zum Mund und macht ein leises „Pssst“ Geräusch! Muss ja nicht jeder wissen, nicht gerade die beste Werbung für das Hostel. Das kontaminierte Zimmer wird so gleich als Sperrgebiet erklärt und alles eingenebelt. Mein Glück, ich erhalte ein anderes 4er-Zimmer, aufgeräumt, es gibt sogar Toilettenpapier im Gemeinschaftsbad, keine Wanzen und ich bin sogar noch für mich alleine! Ich geniesse wortwörtlich die Ruhe vor dem Sturm. Welche halbpubertierenden werden wohl meine Room-Mates? Vielleicht bin ich auch für mich? Zum einen wünsche ich mir etwas Gesellschaft aber irgendwie geniesse ich auch meinen Frieden und freue mich auf eine entspannte Nacht um am nächsten Morgen ausgeruht meinen Aktivitäten nach zu gehen. Das Licht wird gelöscht, ich ziehe meinen leichten, Leinen Schlafsack bis zum Kopf und schlafe ein. Unsanft werde ich aus dem Schlaf gerissen, die Tür fällt ins Schloss und ich werde aus meinen Träumen gerissen. Erschrocken wie ich bin, gebe ich alles andere als männliche Laute von mir und sitze auf. Es ist „James“ ein Maorii aus New Zealand, 21-jährig. Hey Mate, höre ich, grüsse zurück, ich döse wieder ein. Einige Minuten später werden wir durch den 25-jährigen Holländer „Steve“ ergänzt. Erneut werde ich wach. 01.00 am Morgen. Die Jungs möchten natürlich noch nicht schlafen, lass uns ins Casino fahren. Ich reibe mir den Schlaf aus den Augen, wieso eigentlich nicht, für solche Abenteuer bin ich ja hier, und stimme etwas verschlafen zu. Wir bestellen einen Uber und fahren zum Casino. Spielen Roulette, etwas Black Jack. Das Bier fliesst in Strömen, was jetzt, wir gehen noch in eine Bar. Es ist nicht mal Wochenende, „Mittwoch“ mitten unter der Woche, zelebrieren wir die Nacht. Gegen 4 Uhr beschliessen die Jungs sie möchten noch bei Prostituierten auf Ihre Kosten kommen. Ich klinke mich aus, und gehe zu Fuss Richtung Hostel. Ich habe noch nie für Sex bezahlt, und möchte es auch so belassen, alleine die Vorstellung mit einer Freu intim zu werden, welche bereits durch andere Herren im Vorfeld begattet worden sind, ekelt mich an. Kurz darauf kreuze ich den New Zealander auf dem Hostelgang, betrunken wie wir sind, sagt er zu mir, hey komm, lass und noch in den Pool steigen. Gesagt getan, wir montieren im Zimmer die Badehose, klemmen das Badetuch unter den Arm und laufen mit unseren quitschenden Flip Flops in’s Erdgeschoss . Das Ziel vor Augen, bereits im Aufenthaltsraum angekommen, bewegen wir uns in Richtung Aussen-Anlage wo uns das stahlblaue Wasser des beleuchteten Pools bereits anfunkelt. Der etwas irritierte Mensch am Empfang, gleicht einem Sumoringer und macht schon gehörig Eindruck als er mit bestimmender, tiefer Stimme sagt. HEY! WO WOLLT IHR HIN? Es ist 05.00 morgens! Ähm, nur in den Pool! Kommt nicht in Frage, ok. Köpfehängend schleichen wir enttäuscht zurück ins Zimmer. Der Junge Kollege meint, komm wir springen in den Pool vom Balkon, ist ja nur 1 Stock. Zum Glück kommt zeitgleich der Holländer zurück, erzählt uns, dass er nicht zum Schuss gekommen ist, der Bankomat hätte ihm kein Geld gegeben. Ich bin froh, dass sich die Poolaktion nun auch erledigt hat.

Mittlerweile, ist es 06.15 morgens, das mit Schlafen ist nun auch kein Thema mehr. James packt seine Sieben Sachen, und verlässt uns. Er war nur für eine Nacht hier. Geschlafen? Fehlanzeige. Steve bleibt noch, aber unsere Wege trennen sich. Ich bleibe noch für wenige Tage. Meine Zimmergenossen wechseln, Franzosen, Italiener, Engländer, Lustige Typen. Perth ist grossartig, ich gehe in den Kings Park, da sieht man über die ganze Stadt, ich bin Hundemüde schlafe auf der Wiese ein. Besuche eine Aborigines Kunst Galerie sowie eine Galerie welche einen lokalen Künstler namens Stormie Mills ausstellt. Fühle mich grossartig, die Sonne scheint, Ich erkunde die Stadt zu Fuss, ich verweile am Pier, schreibe wieder an meinem Blog während ich Matthew kennen lerne, cooler Typ, aus England. Wir beschliessen später joggen zu gehen. Ausgepowered vom Sport gehen wir noch einen Trinken, ein paar shots später, es ist noch nicht mal 16.00 trennen sich unsere Wege und ich spaziere in Richtung Hostel. Erneut lerne ich eine Backpackerin kennen. Wir verständigen uns in Englisch. Aufgrund ihres Akzents merke ich schnell, dass Ihre Herkunft in Deutschland liegt, wir unterhalten uns und entscheiden uns am nächsten Tag zusammen Penguin Island zu besuchen, wunderschöne Insel. Ich sehe drollige Zwergpinguine, Delfine, Seelöwen. Jedoch merke ich schnell dass ich und meine Ausflugsbegleitung das Heu nicht auf der gleichen Bühne haben und wir verabschieden uns. Boah, war das anstrengend, bin froh kann ich die grosse weite Welt wieder alleine erkunden. So viele Eindrücke und Menschen, Wahnsinn! Ich hätte nie gedacht dass ich so vielen Menschen in kürzester Zeit kennen lernen würde. Klar, natürlich alles oberflächlich und banal aber sehr unterhaltsam. Wie so oft gehe ich abends alleine in eine Bar, und beobachte mein Umfeld. Spannend wie die Leute auf mich wirken.

Ich bestelle ein Pint und lehne mich erneut lässig an die Bar, neben mir eine Gruppe von Leuten. Nicholas und Maddie ein Pärchen aus Perth, zwischenzeitlich verheiratet und eine muntere, flotte Gruppe bestehend aus einigen Freunden. Nicholas dreht sich um zu mir und prostet mir zu, wir kommen ins Gespräch und er ist begeistert davon das ich aus der weit entfernten, kleinen Schweiz komme und meint er möchte mir „sein Perth“ näher bringen aus der Sicht eines Einheimischen. Er zeigt sich äusserst grosszügig, und begiesst mit mir die soeben geschlossene „Kurz-Freundschaft“ bei edlen Spirituosen. Einige Whiskeys später fährt eine schwarze Stretch Limousine vor und ich steige mit den Herrschaften beeindruckt ein. Es scheint als sitzen die Geldscheine ziemlich locker. Grosszügig, Nicholas meint, ich werde heute keinen Australischen-Dollar ausgeben, ich bin eingeladen. Die Mädels strecken ihre leicht bekleideten Oberkörper aus dem Limo Schiebedach und prosten mit Ihren Champagnergläsern raus in die angenehme warme Nacht. Wir ziehen von Bar zu Bar. Da nichts mehr auf hat landen wir abschliessend in einem Schwulen-Lesben Club. Anscheinend der hippste Klub hier. Zuerst etwas befremdlich für mich, Neuland, aber ich bin begeistert über die fröhliche, ausgelassene und vor allem harmonische Stimmung, weit weg von der aggressiven Umgebung eines Nachtclubs in üblicher Manier voller übertriebenem Macho-Testosteron Umfeld. Ebenso geniessen dies auch sichtlich die anwesenden Hetero Frauen welche sich in der homosexuellen Umgebung äussert wohl fühlen. Klar, hier werden sie ja auch nicht ständig von irgendwelchen Typen begrapscht und vollgesülzt. Beim bunten Treiben wird mir mein Lieblingspullover geklaut, egal kaufe ich halt einen Neuen, aber dieser Abend ist Legendär. Nicholas und Maddie geben mir Ihre Kontaktdaten, vielleicht sieht man sich ja nochmals.

Die Morgen-Dämmerung tritt ein, wir verabschieden uns umarmend und wünschen uns gegenseitig alles Gute. Die Erlebnisse der letzten Tage, scheinen sich fast zu übertrumpfen, was wohl alles noch passieren wird. Es wird Zeit weiter zu ziehen, im Hostel erkundige ich mich ob noch Andere daran Interesse hätten ein Fahrzeug zu mieten und einen kleinen Roadtrip zu erleben. Leider wollen alle in den Norden und ich habe mir fest vorgenommen den Süden zu erkunden. Ich und Ich begeben sich zur Autovermietung. Ich miete ein Auto für eine ganze Woche, aussgehend von Perth soll’s wieder Perth als Endpunkt sein.

Kapitel 5 – Roadtrip, das Benzin wird knapp

(Veröffentlichung am 04.05.2019 / 11.00)


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