Wie gewohnt hat alles ganz gemächlich begonnen. Dani und ich geniessen das Ambiente in der Zigarren Lounge des Hotel 3 König im gewohnt exklusiven Rahmen. Natürlich ein grosser Kontrast zum Alltag, denn sobald man dieses wunderschöne Gebäude betritt, hat man das Gefühl, man befindet sich in einer Anderen und äusserst glamourösen früheren Epoche. Wir schalten ab, geniessen einen vollmundigen Rioja und zelebrieren bei angeregten Gesprächen eine etwas dezentere, palmerische Zigarre aus einer Zigarrenmanufaktur der Kanaren. Doch heute scheint es trotz der wundervollen Atmosphäre und dem beruhigenden Blick über den Rhein ungewöhnlich hektisch und nervös im Untergeschoss des 5-Sterne Hauses. Kein Wunder, denn heute sind unüblich viele Menschen in der Lounge und so gut wie jeder der zum verweilen einladenden Sessel ist besetzt.
Interessante Konstellationen werden wahrgenommen. Zum Einen sind da wie wir, 2 Freunde die einen gemütlichen Zigarrenabend verbringen. Dann gibt’s da Pärchen, in welchem Verhältnis Sie zu einander stehen ist nicht immer ersichtlich, Rendez-Vous, liiert, verheiratet, im Konkubinat lebend oder einfach nur befreundet, man weiss es nicht . Einige Prolls treten in den prunkvollen Raum und mischen sich unter die Gäste. Es scheint als würden Sie absolut nicht in den subtil eleganten Rahmen passen. Sie nehmen im Hintern Teil der Lounge Platz. Man könnte meinen Sie wären soeben aus einem Mixed Martial Arts Event oder einer nahegelegenen Bar im Kleinbasel entsprungen. Der Selbstinterpretation sind da keine Grenzen gesetzt. Da werden erst einmal die ganz grossen Zigarren angezündet und der Möet&Chandon wird kühl gestellt. Aus der Ferne ist zu erahnen, dass drei Damen welche unmittelbar in der Nähe dieser Herren sitzen einen ersten Annäherungsversuch starten. Wie erwartet pirschen sich die nicht allzu salonfähig Geschöpfe an die Herrn heran um sich auf Ihre Weise zu inszenieren. Wie spannend es doch sein kann Leute zu beobachten.
Nachdem sich unser fabelhafter Rioja leider zum Ende neigt wechseln wir zum Hennessy XO. Der bernsteinfarbige Cognac schmeichelt dem Gaumen, mit seinen fruchtigen Aromen von Pfirsich, Birne und Pflaume. Auch würzige Pfeffernoten, Schokolade sind Ausnahmslos erkennbar. Der Lange Abgang mit Vanille und Zimt rundet diesen Gaumenschmaus ab.
Die Gäste, welche es sich auf dem gegenüberliegenden Sofa gemütlich gemacht haben wechseln im Laufe des Abends öfters. Zuerst ein junges Pärchen, welches sich ausschliesslich mit sich selber beschäftigt und sich in ihrer etwas introvertierten Welt baldmöglichst zu einem ruhigen Plätzchen im hinteren Bereich der Lounge zurückzieht. Die nächsten Herrschaften nehmen Platz. Ein englisch sprechendes Paar. Sehr auffällig die Affinität zu Ihren Mobiltelefonen. Es scheint fast so als hätten Sie sich nichts zu erzählen. Anscheinend wirklich nicht allzu viel, traurig. Die beiden erheben sich bereits nach wenigen Minuten, nachdem Sie im gemeinsamen Austausch an einer mitgebrachten Camel Zigarette einige Male nervös ziehen. Eigentlich wäre es langsam Zeit das Lokal zu verlassen aber wir genehmigen uns noch ein Bier.
Es ist ein Kommen und Gehen an diesem Abend. Erneut werden wir auf die freien Plätze gegenüber von uns angesprochen. Der aus dem badischen Raum stammende Markus stellt sich uns vor, ein Urologe, praktizierend in einem Spital im Kanton Solothurn. Er bringt noch seinen Freund Roland, vom Universitätsspital in Basel und dessen Partnerin Bianca mit. Ebenfalls ist noch Judith dabei, Rolands Schwester, Bildhauerin. Es wird der Geburtstag des Vaters Jochen gefeiert. Zur illustren Gesellschaft gehören noch Veronika, Jochens Frau sowie einige Freunde, ebenfalls Ärzte. Roland gibt uns sogleich Übernamen, so wird aus Dani „Martin“ und aus mir „Philippe“. Auch Markus beweist seine Stand Up Comedy Qualitäten. Wir werden grossartig von den Herrschaften unterhalten. Die sich in ihren eigenen Worten als „Schnäbeli Doktoren“ bezeichnen und irgendwelche zweideutigen Witze zum Besten geben. Die Stimmung und Lautstärke steigt. Die Blicke der Anderen, schmunzelnden Gäste sind nicht zu übersehen. Das ganze ist irgendwie surreal, als wären wir mitten in einer Ärzte-Sitcom. Jochen, welcher mir von seiner Karriere als Arzt und Wissenschaftler erzählt, schwärmt von seinen Aufenthalten in den USA, Korea etc. wo er vielen Studierenden sein Fachwissen weitergeben konnte. Die Zeit vergeht, einige Getränke später verlassen die Eltern sowie Ihre Freunde das Hotel.
Mittlerweile zeigt der Zeiger auf der Uhr 02.30. Der leicht angespannte Barkeeper erklärt uns das die Lounge offiziell bereits seit 01.00 geschlossen sei und keine weiteren Getränke mehr bestellt und konsumiert werden können. So schlägt der erst vor wenigen Stunden kennengelernte Markus vor, die Party zu sich nach Hause zu verlegen. Klingt gut! Dani und ich möchten an der Bar unsere Ausstände begleichen und stellen mit Verwunderung fest, dass Roland, welcher vor wenigen Stunden noch ein uns unbekannter Fremder ist, bereits Alles bezahlt hat. Grosszügig! Die Reise geht weiter, zwei "Uber-Taxis" werden bestellt. Eine stilvoll eigerichtete und grosszügige Altstadtwohnung erwartet uns. Wir degustieren, einen vorzüglichen Weisswein von einem Weingut im südbadischen Raum. Roland dreht die Musikanlage auf, Bianca verdreht die Augen und Markus scheint es gar nicht wohl zu sein, in Anbetracht der schlafenden Nachbarn. Die Uhr zeigt bereits 06.00, Sonntagmorgen, es wird Zeit zu gehen, da Markus bereits um 09.00 einen Termin hat und wir ebenfalls überrascht sind wie schnell die Zeit vergangen ist. Wir verabschieden uns.
Was für eine spannende Nacht!
*Namen geändert